Meine Beziehung mit Fanita English, dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit und großen alten Dame der Transaktionsanalyse (TA), begann 1998 auf einem Seminar in Deutschland. Fanita, damals immerhin schon 82 Jahre alt, leitete den Workshop. Aus diesem Erstkontakt entstand im Laufe der Jahre nicht nur eine wunderbare Freundschaft, sondern auch ein Buch:
Sigrid Röhl : Fanita English über ihr Leben und die Transaktionsanalyse,
ISKOPRESS 2004, ISBN 3-89403-431-9
Englische Fassung:
Sigrid Röhl: Fanita English, A Therapist's life and work.
FROM PSYCHOANALYIYS TO TRANSACTIONAL ANALYSIS AND GESTALT THERAPY
Books on Demand 2021, ISBN 978-3-7543-3250-4
In dem Buch wird die spannende private und berufliche Lebensgeschichte der Psychoanalytikerin, Gestalt- und TA-Therapeutin Fanita English erzählt. Das Leben der 1916 in Rumänien geborenen Jüdin spiegelt die einschneidenden politischen und gesellschaftlichen Ereignisse des 20. Jahrhunderts wider, auf einem Lebensweg, der über Istanbul, Frankreich, England führt und 1941 mit der Flucht in die USA auf dem letzten Schiff von Lissabon endet, mit dem Juden Europa vor der Vernichtung durch die Nazis verlassen konnten.
Als berufstätige Mutter und Ehefrau in einer problematischen Ehe erlebte sie die gesellschaftlichen Verhältnisse der USA in den 50er und 60er Jahren. Ihren beruflichen Werdegang in den USA begann sie -nach einem kurzen Psychologiestudium in Paris- als Sozialarbeiterin. Sie wurde Kindertherapeutin, dann Psychoanalytikerin, TA- und Gestalttherapeutin und arbeitete schließlich, mit über 60 Jahren, viele Jahre in Europa, aber auch in Indien als Seminarleiterin und Unternehmensberaterin.
Fanita English begegnete Begründern wegweisender Therapien. Unter anderem Virginia Satir, die die Familientherapie entwickelte, bei Eric Berne als Begründer der Transaktionsanalyse und Fritz Perls, Begründer der Gestalttherapie, wurde sie ausgebildet. Neben ihrer praktischen therapeutischen und beraterischen Tätigkeit hat Fanita English in zahlreichen Veröffentlichungen, unter anderem in mehreren eigenen Büchern und als Co-Autorin, maßgebliche Beiträge zur Transaktionsanalyse geleistet und ihre eigenen Theorien, vor allem ihr Motivatorenkonzept dargestellt.
Diese mutige, kluge, kritische und sehr unabhängig denkende Kosmopolitin, die fließend fünf Sprachen sprach und bis ins höchste Alter therapeutisch arbeitete und sich politisch und sozial engagieren konnte, hat bis heute Freunde und Bewunderer in der ganzen Welt.
Fanita English starb am 18. Januar 2022.
Sie war eine der wichtigsten Personen in meinem Leben. Dafür, dass ich so viele Jahre ihre therapeutischen Fähigkeiten, ihre Klugheit, ihren Charme, ihre Energie und ihre Freundschaft erleben durfte, werde ich immer dankbar sein.